Gesang & Tanz

Pjotr I. Tschaikowsky

Eugen Onegin

Beschreibung

Lyrische Szenen in drei Akten op. 24 / Text von Konstantin S. Schilowsky nach Alexander S. Puschkin / In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Eine schriftliche Liebeserklärung war schon immer eine heikle Sache. Man legt alle Hoff­nung in einen x­-mal umformulierten Text – und muss viel zu lang auf eine Antwort warten, die nur selten befriedigend ausfällt. Noch schwieriger hatte man es als Frau im Korsett traditioneller Geschlechterrollen, wie es der Dichter Alexander Puschkin anhand seiner jungen Protagonistin Tatjana im Russland des 19. Jahrhunderts schildert. Nachdem sie eines Nachmittags den gutaussehenden Eugen Onegin vom benachbarten Gutshof kennen­gelernt hat, der als Begleiter des Verlobten ihrer Schwester Olga zu Besuch kam, hüpft ihr Herz vor Freude – und Angst. Soll sie/darf sie/kann sie ihm ihre Gefühle anvertrauen?
Schlaflos aufgewühlt, greift sie zur Feder und tut es einfach. Aus dem unabdingbaren Alles­oder­Nichts­Gefühlskarussel heraus, das junge Menschen von damals mit denen von heute verbindet. Doch die eigentlich tragische Figur ist der Titelheld selbst. So korrekt wie kalt erteilt Onegin der Liebenden eine Absage, schlimmer noch: Mit einem gewonnenen Duell, dem sein Freund Lenski zum Opfer fällt, hinter­ lässt er in Tatjanas Heimat »verbrannte Erde«. Nach Jahren des Herumirrens in der Welt trifft er sie unversehens wieder, nunmehr als Gattin eines Fürsten, und erkennt, dass sie seine große Liebe ist und stets war.

Typisch für Puschkin ist, dass er recht ungnädig mit seinen Hauptfiguren umspringt, doch ironische Distanz war Tschaikowskys Sache nicht, der diesen Stoff zum Prototyp der »lyrischen Tragödie« machte. Sein Herz scheint mehr mit Tatjana als mit Onegin zu schlagen, und es war sicherlich kein Zufall, dass die Komposition dieser Oper mit seiner eigenen Heirat und ihren unglücklichen Folgen zusammenfiel – umso intensiver geriet ihm die Musiksprache zum erfolgreichsten seiner Musiktheaterwerke.

 

Pressestimmen

Die detaillierte Genauigkeit von Zlabingers coolem Psychodrama fasziniert und fesselt. (…)

Was diesen Abend wirklich stark macht, ist, dass der Dirigent Gregor Rot Zlabingers szenischen Ansatz musikalisch energisch unterstützt. Der Tschaikowsky-Klang des (…) Orchesters ist alles andere als duftig oder beschwingt, dafür aber konturenklar, trennscharf in den Farben, zupackend in der rhythmischen Akzentuierung; und die konventionelle Rigorosität des Kollektivs spiegelt sich in den geradezu aggressiv auftrumpfenden Chören: ein unsentimental analytisches Klangbild für eine kühl analysierende Inszenierung. (…)

Beeindruckend ist die Qualität der Sänger. Alle drei Hauptpartien waren Debüts. (…) Dušica Bijelić singt eine sehr lyrische Tatjana mit zarter Stimme, die aber in den großen Aufschwüngen durchaus trägt und aus der so intensiven wie subtilen seelisch-dramatischen Gestaltung lebt. (…) Todd Boyce hat einen edeldunkel timbrierten Bariton, den er mit Ausdruckskraft und Geschmeidigkeit (…) führt. Andrei Skliarenko (…) singt den Lenski sehr idiomatisch, mit sicher sitzendem, stabilem, aber durchaus differenziert geführtem Tenor. (…)

Dieser Abend ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie stark Musiktheater sein kann, wenn die musikalische und die szenische Gestaltung auf einen gemeinsamen Fluchtpunkt zielen.

www.die-deutsche-buehne.de, 16.01.23

Ein junges Inszenierungsteam rund um Georg Zlabinger hält hier gekonnt Seelenschau und konzentriert sich kammerspielartig auf Tatjana, Onegin und Lenski. (…)

Ein Hort der Lyrik und inneren Dramatik ist Tschaikowskys Musik, die mal in ekstatischer Hochstimmung, mal in quirliger Farbigkeit, mal in zerreißender Spannung von den Bielefelder Philharmonikern dargeboten wird. (…)

Alles in allem eine zutiefst berührende Inszenierung.

Westfalen-Blatt, 17.01.23

Dem Trio Georg und Martin Zlabinger (Regie/Bühnenbild) und Theresa Wilson Kostüme) gelang hier ein großer Wurf, eine Aufführung wie aus einem Guss. (…)

Dušica Bijelić (Sopran) bot eine überragende Vorstellung als Tatjana, das verspielte Mädchen, das sich in der Oper zu einer lebensklugen Frau weiterentwickelt. Ihre Briefszene gehörte zu den Highlights dieser Premiere.

Neue Westfälische, 17.01.23
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Kurzinfo

Spieldauer
ca. 02:50 Std.
Pausenanzahl
1
Altersempfehlung
ab 14 Jahren

Premiere
So. 15.01.2023

Erster Termin war am
Mo. 02.01.2023
Spielort
Stadttheater
Niederwall 27
33602 Bielefeld
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