Maria Mendes
Maria Mendes ist Jazz-Sängerin – mit Leib und Seele. Sie hat in New York, Brüssel, Rotterdam und Porto studiert – ihre Talente wurden von Musiklegenden wie Quincy Jones und Hermeto Pascoal gelobt. Für ihr aktuelles Album erkundet sie jedoch ein ganz anderes Genre, den Fado aus ihrer Heimat Portugal. Die Ergebnisse dieser einzigartigen Umsetzung sind überraschend und erfrischend und durch und durch eindrucksvoll.
»Ein symphonischer Jazz-Ansatz zum Fado«, so beschreibt die Sängerin und Songwriterin Maria Mendes die Musik auf ihrem neuen Album Close To Me. »Es ist kein Fado«, betont sie sofort. »Ich habe nur die Musik und Poesie aus diesem Genre verwendet, aber eine ganz persönliche Interpretation vorgenommen, mit neuen Arrangements.«
Darüber hinaus schrieb sie ihre eigenen Lieder, und zwar im Geiste des Genres ihrer Heimat. Obwohl Mendes seit mehreren Jahren in den Niederlanden lebt, bleibt ihre Verbindung zu Portugal sehr eng; hier ist der Fado verankert, in der Seele des Landes. Ihre Liebe zum Genre begann schon früh, als sie als Kind die melancholischen, dramatischen Geräusche jeden Tag im Bus wahrnahm, der sie von der Schule nach Hause brachte. »Das erste Mal, dass ich wirklich berührt war, geschah mit 18, als ich Mariza Barco Negro singen hörte«, sagt Mendes.
Es ist eines der beliebtesten Fado-Lieder und vor allem durch die Stimme von Amália Rodrigues, der großartigen Fado Queen, bekannt. »Der Fado ist in unserer Identität«, erklärt Maria. »Es ist unsere Art, die “Saudade” zu beschwören: Sehnsucht nach der Vergangenheit und die Hoffnung, dass sie wieder gegenwärtig wird. Aber es ist auch universell: Wir alle haben diese Gefühle im Leben.«
Die Idee für Close To Me entstand auf einem Festival in den Niederlanden, dem Dag van de Rotterdamse Jazz. Dort kombinierte Mendes im Rahmen eines vom Festival in Auftrag gegebenen musikalischen Auftrags die Harmonien und Melodien zweier Volkslieder: des portugiesischen Barco Negro und des niederländischen Ketelbinkie. Die Reaktionen von Presse und Publikum waren so begeistert, dass die Sängerin beschloss, zu untersuchen, ob sie auch andere Fado-Songs durch Jazz-Arrangements beherrschen konnte. Sie begann, am Repertoire der portugiesischen Größen wie Carlos Paredes und Amália Rodrigues zu arbeiten und schrieb, inspiriert von ihrer Arbeit, auch ihre eigenen Songs, in denen sie ihre Liebe zum Jazz und ihre Liebe zu Portugal erforscht. Außerdem schrieb einer ihrer musikalischen Lehrmeister, die brasilianische Legende Hermeto Pascoal, einen Fado speziell für sie.
Mendes hat sich auf diesem Album nur mit dem Besten zufrieden gegeben. Ihre Band mit niederländischen Top-Jazzmusikern unterstützt sie auf Schritt und Tritt: Karel Boehlee am Klavier, Jasper Somsen am Kontrabass und Jasper van Hulten an Schlagzeug und Percussion. Darüber hinaus arbeitete sie mit dem berühmten, mehrfach Grammy Award ausgezeichneten Metropole Orkest (dem weltweit führenden Jazz-Sinfonieorchester) zusammen – in einer Kammerbesetzung von dreißig Musikern unter der Leitung des Dirigenten, des Grammy-nominierten Jazzpianisten und Komponisten John Beasley, der das Album nicht nur produzierte, sondern auch die Keyboards spielte und die Orchestrierungen schrieb.
Close To Me, Marias drittes Album, wird international auf Justin Time Records veröffentlicht (dem Label, das Diana Krall zum internationalen Star machte). Ihre erste Veröffentlichung war das Debüt 2012 Along The Road (Dot Time Records NY), und 2015 veröffentlichte sie den Nachfolger Innocentia (Sony Music Portugal). In den letzten Jahren hat sie mehrere erfolgreiche Tourneen mit Auftritten auf der ganzen Welt absolviert, darunter die renommierten Konzertsäle Concertgebouw (Amsterdam) und Blue Note Jazz Club (New York) sowie das North Sea und Montreux Jazz Festival.
Mit ihrem neuen Projekt hofft Mendes, ein breiteres Publikum zu gewinnen. »Dieses Album ist ein Geschenk für den geneigten Hörer«, sagt sie. »Für Leute, die einen eklektischen Geschmack haben. Ich weiß nicht, was das Fado-Publikum davon halten wird, aber ich hoffe, dass sie zuhören und den respektvollen und erneuernden Zugang, den ich zu diesen schönen Liedern gefunden habe, schätzen werden.«
© Joel Bessas