Gün Tank
Die Optimistinnen
Beschreibung
Fassung von Murat Yeginer
Mit Musik von Âşık Veysel über Tarkan bis Sezen Aksu
Es ist Anfang der 1970er-Jahre: Nour verlässt Istanbul, um in Deutschland Geld zu verdienen. Sie fällt auf mit ihrem Minirock; die Dorfbewohnerinnen in der Oberpfalz tragen meist lange Röcke, manche auch Kopftuch. Im beengten Wohnheim zwischen Frauen aus Spanien, Italien, Griechenland, Jugoslawien, Marokko, Tunesien und der Türkei geht es lebhaft zu. In der Porzellanfabrik bestimmen Stechuhr, harte körperliche Arbeit und der prüfende Blick des Vorarbeiters ihr Dasein. Auf dem Friedhof findet Nour Ruhe und einen Lieblingsplatz: am Grab einer jungen Frau aus den 1920ern, die für die Rechte der Arbeiterinnen kämpfte. Auch Nours Gerechtigkeitssinn ist stark. Auf der Wiese hinter dem Wohnheim schreibt sie mit ihren Freundinnen und Arbeitskolleginnen ihre Forderungen auf Ostereier und Bettlaken: Sprache! Bildung! Lohn!
Gün Tanks »Roman unserer Mütter« füllt eine Leerstelle in der männlich geprägten Geschichte der sogenannten »Gastarbeiter*innen«. Er erzählt von (weiblicher) Solidarität und dem enormen Beitrag, den diese Frauen deutschlandweit im Arbeitskampf geleistet haben. Von der deutschen Öffentlichkeit ähnlich unbeachtet blieb auch die Musik dieser Communities, die – wie schon bei der Produktion Istanbul aus der Spielzeit 2016/17 – wesentlicher Bestandteil des Bühnengeschehens sein wird.
Hier geht es zur Spotify-Playlist zum Stück.
Güzide Coker ist Studierende der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
Besetzung
Termine
Gün Tank
Die Optimistinnen
Gün Tank
Die Optimistinnen
Gün Tank
Die Optimistinnen
Pressestimmen
Aus dem Roman Die Optimistinnen von Gün Tank machte Regisseur Murat Yeginer einen humorvoll-musikalisch-temperamentvollen (…) Abend. (…)
Die Premiere im TAM wurde vom Publikum begeistert gefeiert. Der Jubel und die stehenden Ovationen galten vor allem den vier Schauspielerinnen und Schauspieler und Faris Yüzbaşıoğlu, die ihren Rollen nicht nur anrührende, kämpferische, nachdenkliche, stille Facetten gaben, sondern auch sangen und tanzten: Ohrwürmer aus den 1970er Jahren in türkischer und spanischer Sprache, meist von ansteckender Fröhlichkeit. (…)
Das Publikum wird schier mitgerissen vom Temperament der Akteure und der rasanten Handlung auf und vor der Bühne. Und nicht zuletzt von den vielfältigen Gesangs-, Musik- und Tanzeinlagen (…)
Eine enthusiastisch an den Instrumenten der Herkunftsländer der Frauen aufspielende Band (Eren Akşahin, Till Menzer, Oliver Siegel) an den Bühnenrändern trägt ihr Übriges dazu bei, dass neben dem ernsten Thema der Ausbeutung in der „Leichtlohngruppe“ die Leichtigkeit nicht zu kurz kommt. Damit das kompakt und ohne Pause angelegte Stück nicht in den Sog einer Musikrevue gerät, hat Regisseur Murat Yeginer den Darstellern historisch Verbrieftes, leidenschaftlich Kämpferisches, aber auch Heimweh, Enttäuschung über die Verwertungsmentalität deutscher Firmenbosse und Melancholie in die Wortwechsel gelegt. (…)
Die Gratwanderung gelingt – einerseits Geschichte geradezurücken, Klischees aufzubrechen, die Solidarität der Gastarbeiterfrauen mit den emanzipationsbedürftigen deutschen Frauen aufzuzeigen und gleichzeitig den Zuschauer*innen im Saal einen schmissigen Abend zu bieten. (…)
Eine rasante, vielschichtige Aufbereitung eines ernsten Themas, die von der Wandlungsfähigkeit der Darstellerinnen (und des einzigen Mannes, Faris Yüzbaşıoğlu in sechs Rollen) lebt. Das Publikum dankte mit tosendem Applaus und getanzten Ovationen, im Beisein der zufriedenen, aus Berlin angereisten Autorin Gün Tank.