9. Symphoniekonzert
Mahler drei
Beschreibung
Gustav Mahler
Symphonie Nr. 3 d-Moll
»Dass ich sie Symphonie nenne, ist eigentlich unzutreffend, denn in nichts hält sie sich an die herkömmliche Form. Aber Symphonie heißt mir eben: mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Welt aufbauen«, beschrieb Gustav Mahler den ungewöhnlichen, ja fast radikalen Entwurf seiner Dritten. Und doch hatte er nur konsequent weiterentwickelt, wofür Ludwig van Beethoven den Grundstein gelegt hatte – die Symphonie aus dem Entertainment-Status für adlig-solvente Liebhaber zu befreien und als »Rede an die Menschheit« mit visionärer Tragweite zu denken. Die sechssätzige Anlage der dritten Symphonie bildet eine gewaltige Architektur, in der Mahlers Beschäftigung mit Des Knaben Wunderhorn nachklingt und sich eine ideenhafte Dramaturgie offenbart: von der unbeseelten Materie über Pflanzen, Tiere, Menschen und Engel bis hinauf zur göttlichen Liebe. Kompositorisch bedient sich Mahler dabei einer Stilvielfalt, die alsbald typisch für ihn werden sollte: Blasmusik und Militärfanfaren, Vogelstimmen und Naturlaute, Tanzmusik und Kirchenchoral, Volks- und Kinderlieder sowie Posthornsignale fließen zitathaft in seine Partitur ein. Die Klangfarbe, bislang Mittel zum Zweck, wird zum Gegenstand von Komposition, die collagenhafte Diskontinuität gewinnt musikalische Erzählqualität.
1891 war Gustav Mahler als Erster Kapellmeister nach Hamburg gekommen, wo er am Stadttheater in den Folgejahren ein unglaubliches Pensum als Dirigent zu erfüllen wusste. Ab 1895 beschäftigte er sich in den Sommerferien, die er in Steinbach am Attersee verbrachte, mit seiner dritten Symphonie. Im Herbst trat die Sängerin Anna von Mildenburg ihr Engagement in Hamburg an und eroberte alsbald auch das Herz des 35-jährigen Dirigenten und Komponisten. Die daraus resultierende Liebesbeziehung dauerte an, bis Mahler 1897 als Direktor der Hofoper nach Wien berufen wurde.
Die Streichinstrumente dominieren das abschließende, breit angelegte und zugleich überaus zarte Adagio. Es ruht tief in sich und schwingt sich doch zu rauschhaften Höhepunkten auf, bis hin zu einer Apotheose, die überraschend klar an das Beethoven’sche Konzept denken lässt: »per aspera ad astra« – »Durch das Trübe zum Licht«.